Büroschild des Mädchenhauses

Leitbild

Die Grundlage der feministischen Mädchen*arbeit des Mädchenhauses Bremen e.V. ist die Bewusstheit der Ungleichbehandlung, Abwertung und Unterdrückung von Frauen* und Mädchen* in unserer Gesellschaft und unser Verstehen von so genannten Verdeckungszusammenhängen. Diese bezeichnen den Mechanismus, dass Mädchen* und Frauen* sich die Folgen dieser strukturellen Benachteiligung persönlich anlasten und damit Selbstabwertungsprozesse einleiten, statt die gesellschaftlichen Bedingungen als Ursache zu erkennen. Auch wenn sich das Rollenbild und die Situation von Mädchen* und Frauen* in den letzten Jahren zum Teil verändert und auch verbessert hat, sind sie doch nach wie vor strukturell benachteiligt. Diese Benachteiligung drückt sich durch Einschränkungen in der Ausgestaltung von Lebensmöglichkeiten aus, insbesondere durch jegliche Form von (sexualisierter) Gewalt.

Wir wollen die widersprüchlichen Entwicklungsanforderungen und verdeckten Zusammenhänge deutlich machen und – mit unseren Mitteln – die Lebensbedingungen von Mädchen* verbessern. Unser Ziel ist es, damit der alltäglichen Gewalt und Geschlechterpolarisierung entgegen zu wirken.

Ebenso wie bei Mädchen* sehen wir auch bei Jungen* widersprüchliche Anforderungen und schädigende Entwicklungsbedingungen. Für beide Geschlechter halten wir aufgrund der sehr unterschiedlichen und oft sogar entgegen gesetzten Erscheinungsweisen eine geschlechtsspezifische Arbeit für notwendig; d.h. neben unserer Arbeit muss es notwendigerweise geschlechtersensible Jungen*arbeit geben, damit sich die Entwicklungsbedingungen junger Menschen in Bremen insgesamt verbessern können.

In der konkreten Arbeit mit Mädchen* bedeuten o. g. Grundsätze, dass wir die Mädchen* dabei unterstützen wollen, ihre Rollenbilder zu hinterfragen und sich als wertvolle Menschen wahrzunehmen und zu erleben. Wir wollen ihnen eine Perspektive eröffnen für ein selbst bestimmtes, selbstverantwortliches Leben, ihnen Schutzräume anbieten und unterdrückende und/oder gewalttätige Strukturen erkennen und benennen. Wir sehen die schädigenden Folgen dieser Strukturen auf die Gesundheit von Mädchen* und Frauen*, unterstützen sie bei der Suche nach konstruktiven Entscheidungen und stärken sie in ihren vorhandenen Ressourcen. Wir wollen sie anregen, sich der Diskriminierungen in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, Aussehen, Handicap, Sprache, Religion, sexuelle Orientierung u.v.a.m. in unserer Gesellschaft bewusst zu werden, um sich selbst und anderen mit Respekt begegnen zu können.

Die Mitarbeiterinnen* des Mädchenhauses Bremen arbeiten in pluralistischen Frauen*teams und setzen sich mit Themen wie Sexismus, Rassismus und Heterosexismus auseinander und sind entsprechend aus- und weitergebildet.

In diesem Kontext arbeitet das Mädchenhaus Bremen als Jugendhilfeeinrichtung mit dem Ansatz der parteilichen Mädchen*arbeit. Im konkreten sozialpädagogischen Alltag befinden sich die Mitarbeiterinnen* dadurch mit den Mädchen* in einem Spannungsfeld von Annahme, Unterstützung, Verständnis und Grenzen, Konfrontation und Auseinandersetzung.

22.12.2011, ergänzt am 5.11.2014